Weitere spirituelle Impulse

7. Wieviel Schärfe braucht es?

Aus der Lesung an Karfreitag (Jesaja 53, 4-5)

Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen,von ihm getroffen und gebeugt.

Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.

Aus dem Evangelium am Ostermontag (Lk 24, 33-35)

[…]und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken. Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?

Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden

Gedanken und Aktion

Der spirituelle Impuls dieser Woche beinhaltet zwei Bibelstelle, die aufeinander bezogen werden können. Allerdings: heftiger könnte der Stimmungsunterschied zwischen zwei Texten wohl kaum sein.

Statt „Wieviel Schärfe braucht es?“ kann man mit Blick auf Karfreitag eher fragen „Wie viel Schärfe kann eine:r ertragen?“ Auch wenn es nur eine der möglichen Interpretationen ist: häufig wir der Jesaja-Text aus dem alten Testament auf Jesus und sein Leiden hin interpretiert. Mit wieviel echter Erleichterung, Freude und Begeisterung haben die Jünger dann am Montag wohl gesagt „Der Herr ist wirklich auferstanden“?

Das Karfreitagsgeschehen steht auch für die Schärfen in der Beziehung zwischen uns Menschen und Gott. Genauso steht was an Ostern geschieht für dieses Verhältnis. Wie stark muss eine Beziehung wohl sein, die so etwas aushält?

Nehmt euch eine Minute Zeit in Stille und denkt euch in eine kleine Schärfe eurer Paarbeziehung rein, die ihr erfolgreich bewältigt habt. Wie war das, als ihr gemerkt habt ‚wir haben es geschafft! Wir haben es gemeinsam hingekriegt! Es ist gelöst‘? Spürt wie stark eure Beziehung ist, dass ihr die Schärfe ausgehalten habt. Geht in Gedanken in das Gefühl und gebt ihm viel Raum.

Dann gibt es da noch dieses Zitat von Leonard Cohen, dass mir dazu einfällt: „There’s a crack in everything, that’s how the light gets in“ (frei übersetzt: Da ist ein Riss in allem;  so kommt das Licht hinein.) Risse, Schärfe auch Schmerz –  sie gehören wohl dazu. Ganz ohne geht es nicht. Was für eine starke Beziehung ihr da habt – sie lebt das alles!

Abschlusslied und Segen

Die Schärfe der Strophen löst sich im Refrain auf „I feel so alive“ (Ich fühle mich so lebendig). Das „I can’t deny you“ (Ich kann dich / deine Existenz einfach nicht leugnen) bezieht sich übrigens tatsächlich auf Gott.

Segnet euch zum Schluss gegenseitig. Schaut euch in die Augen und zeichnet euch nacheinander gegenseitig ein Kreuz auf die Stirn. Sagt dazu: „Gottes Segen über dich, mit dir fühle ich mich lebendig“

David Walbelder